Posthalterskreuz
Mitten im Wald beim „Steigknückel“ hat das „Posthalterskreuz“ seinen Standort. Über die Entstehung sind verschiedene Geschichten im Umlauf. So berichtete die Presse 1952 über einen Auszug aus der Leimbach´schen Familien-Chronik:
Franz Scherf, der von seinem Vater Wendelin Scherf die Gastwirtschaft und das Anwesen in Straßbessenbach übernommen hatte, wurde von Napoleon I., als dieser die große Heerstraße über den Spessart baute, zum Posthalter von Hessenthal ernannt. Zu gleicher Zeit aber unternahm er eine Reise nach Wien, wo ein Sohn seines Bruders Sebastian Bader (Friseur) war.
Als er zurückkehrte, war die Post und der Poststall unter Leitung seiner Tochter Elisabeth bereits fertiggestellt. Da dieselbe von französischen Emigranten deren Sprache erlernt hatte, war sie infolge ihrer sehr großen Umsichtigkeit hierzu erwählt worden. Es war öfters vorgekommen, daß Napoleon sie in seinem eisernen Wagen von Straßbessenbach bis nach Hessenthal mitnahm, denn der Spessarter Dialekt war ihm unverständlich und er bedurfte eines Dolmetschers.
An der alten Poststraße, die über den Steigknüppel führte und heute noch teilweise zu erkennen ist, steht ein großes Kreuz, welches anno 1812 vom Posthalter Franz Scherf infolge eines Gelübdes errichtet wurde.
Seine Pferde gingen ihm damals durch, er verlor die Herrschaft über die Pferde. Sie blieben an dieser Stelle stehen wo heute das Kreuz steht. Es wird daher vom Volk das „Posthalters Kreuz“ genannt. Franz Scherf starb am 10. April 1826 im Alter von 64 Jahren und liegt im alten Friedhof zu Hessenthal begraben. Sein Sohn Heinrich ließ ihm dort ein Grabdenkmal errichten, das bis 1945 an der Mauer des alten Friedhofes stand und seitdem verschwunden ist.
Eine zweite Version: Es wird über die Entstehung dieses etwa fünf Meter hohen Steinkreuzes an der alten Würzburger Straße berichtet, daß einem Posthalter am „Steigknückel“, dem gefürchtesten Abschnitt der Strecke von Aschaffenburg nach Würzburg, wegen eines gräßlichen Fluchs die Pferde scheu wurden und den Berg hinabrasten.
Ein Schwarm Raben sei obendrein noch über den vollbesetzten Postwagen hergefallen und die Vögel wollten mit den Schnäbeln den Posthalter zerhacken. In seiner höchsten Not gelobte daraufhin der Mann, an der Stelle, an der die Raben von ihm ablassen und die Pferde zum Stehen kommen, ein Kreuz zu errichten.
Das Kreuz steht in der Nähe der alten Würzburger Straße. Sie war bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts die einzige Spessartüberquerung von West nach Ost. Um 1780 wurde auf Beschluss der kurmainzischen Regierung eine neue Straße angelegt. Nimmt man den Standort des Kreuzes und stützt sich auf die verschiedenen Überlieferungen, so muss das Posthalterskreuz schon vor dem in den Sockel eingemeißelten Jahr „1812“ bestanden haben.
Dr. Becker berichtet 1990 in dem Buch "Die Geschichte von Oberbessenbach" von 1990 über eine andere bewegte Geschichte des Posthalterskreuzes, die der Schultheiß und Landschöffe Philipp Becker aus Oberbessenbach wie folgt aufgezeichnet hat:
"Geschichten,welche vom Jahr 1811 angefangen haben,zu Oberbessenbach und es verdienen,der Nachkommenschaft kund und zu wissen zu tun,um sich zu überzeugen,was geschehen ist. Erstlich hat sich der hl. Schultheis Husi von Waldaschaff dem 11.September 1811 unterstanden,das Posthalterskreuz abzubrechen,und hat es auf 3 Wagen geladen und ist damit nach der Schönerlen nach Waldaschaff zugefahren,dieses hat auf den Kirchhof zu Waldaschaff gesollt. Mittags ist dieser Herrgottsraub offenbar geworden.
So sind die Strassbessenbacher und Oberbessenbacher beide als Schultheis hl. Scherf,hl.Becker Landschöff,mit Bürgermeister Braun und Bürgermeister Emmerich und Gerichtsgeschworenen Häcker,Geschworenen Johann Kunkel und Jörg Geißler und noch viele von Strassbessenbach,den Waldaschaffern nachgefolgt,und bei dem sogenannten Almosenpfad auf der Schönbornschen Grenz haben wir die Wagen mit dem Kreuz wieder eingeholt und sogleich wieder auf den Platz fahren lassen und darüber sogleich berichtet an das Grossherzogliche Vogteiamt.
Der Herr Amtsvogt Hofheim hat die Sach untersucht und betrieben, dass der Schultheis Husi das Kreuz jetzt wieder auf seine Kosten aufrichten hat lassen und hat bei 30 Gulden gekostet. Der Tüncher Jörg Adam Sigler hat es aufgerichtet im Jahre 1812." Durch die Aufmerksamkeit der Oberbessenbacher und Straßbessenbacher war der Diebstahl mißlungen, die Waldaschaffer wurden dafür von den anderen Dörflern „die Herrgottsdiebe“ genannt.
Über die späteren Geschehnisse um das Kreuz und dessen Restaurierungen wurde ebenfalls in der Presse berichtet:
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde der Diebstahl des bereits abgenommenen Corpus am Posthalterskreuz in letzter Minute verhindert.
Daraufhin lag das Kreuz lange zerstört, bis im Jahre 1860 unter dem damaligen Pfarrer Ackermann von Oberbessenbach der Sockel mit einer Abdeckplatte und einem Kreuz im Stil der damaligen Zeit ergänzt wurde. Der prächtige alte Corpus wurde repariert und wieder angebracht. Dies geschah durch „milde Beiträge“, wie auf dem Sockel verzeichnet ist. Die ursprüngliche Platte und der Fuß des Kreuzes wurden so vor dem Sockel angerichtet, daß sie als Podest dienen. Die zertrümmerten Teile des Kreuzes von vor 1860 liegen heute noch hinter dem Sockel im Wald verstreut.
Das durch Witterungseinflüsse 1989 zusammengebrochene Posthalterskreuz wurde durch den vorübergehend in Straßbessenbach wohnhaften Bildhauer Helmut Löffler restauriert und wieder hergestellt. Zu den Gesamtkosten von rund 13.000 DM wurden Spenden von ca. 8.000 DM aufgebracht.
Am 16. September 1990 wurde das Kreuz in feierlichem Rahmen von Pfarrer Hans Winkler eingeweiht.