Bessenbach

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Kulturrundwanderweg Oberbessenbach

Oberbessenbach an der alten Poststraße

Oberbessenbach - eine Spessarter Urpfarrei an der alten Poststraße

Auf den ersten Blick prägen zwei Kirchen das Ortsbild des Bessenbacher Ortsteiles Oberbessenbach: die große Stephanuskirche und die kleine Ottilienkirche. Zwischen ihnen liegen 500 Jahre Geschichte des Dorfes an der alten Poststraße nach Würzburg.

Seit Mai 2003 gibt es in Bessenbach einen Kulturrundwanderweg, der um Oberbessenbach führt. Der Rundweg ist etwa zwölf Kilometer lang und in drei bis vier Stunden zu bewältigen. Es besteht aber auch die Möglichkeit, bereits in der Mitte des Weges abzubrechen. Vom Bremental gelangt man dann in etwa 15 Minuten talwärts nach Oberbessenbach.

Unter der Federführung des Archäologischen Spessart-Projektes hat der Heimatbund Oberbessenbach den Kulturrundwanderweg, auf dem sowohl geschichtliche als auch geologische Besonderheiten im Bessenbachtal vermittelt werden sollen, geplant und erstellt.

1. Start an der Stephanuskirche

Der europäische Kulturweg beginnt an der Stephanuskirche, die von Prof. Theodor Fischer, einem der berühmtesten Architekten Deutschlands zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Stil des Historismus entworfen wurde.

15 Jahre lang kämpfte die Oberbessenbacher Gemeinde, bis die nötigen Mittel für den Neubau beschafft waren. Bei der Innenausstattung, die 1905 vollendet wurde, ragen das Deckengemälde und die farbigen Glasmalereien heraus, auf denen die benachbarten Kirchenbauten abgebildet sind.

Im weiteren Verlauf führt der mit dem gelben EU-Schiffchen auf blauem Grund markierte Weg über den Kirchpfad ins Oberdorf, wo früher der Mühlbach das Wasser bis zur Dienersmühle in seinem Bett führte. Vorbei am Felsenkeller des ehemaligen Gasthauses »Zur Krone« und dem Schwerspatstollen, der während des Zweiten Weltkrieges ausgebaut wurde und als Luftschutzbunker diente, gelangt der Wanderer über die Zeckenmühle in einem leichten Anstieg bis zum Hägberg.

2. Frau-Holle-Stein

An mehreren Orten im Spessart erzählt man sich die Sage der Frau Holle, der regional am häufigsten auftretenden Gestalt aus der Mythologie. Allgemein bekannt wurde Frau Holle durch die Märchen der Gebrüder Grimm.

Auf dem Hägbergrücken liegt einer (von früher dreien) Schalensteinen. Wie dieser Findling mit der beckenartigen Vertiefung hierher kam, ist unbekannt. Im Volksmund wird der Sandsteinblock auch "Hollestein" genannt: Früher in den schneereichen und kalten Wintern soll hier Frau Holle gesessen haben, um die Betten über dem Bessenbachtal auszuschütteln. Doch gibt es für diese Gesteinsform eine natürliche Erklärung.

Entlang des Waldweges geht es jetzt in Richtung Osten am Rhonebusch vorbei und dann in Richtung See zum Biotop im Bremental. Hier ist etwa die Hälfte des Weges zurückgelegt. Nun geht es zum Sennigenweg, wo die ehemalige B8 überquert wird und der Kulturrundweg auf einen Sandsteinbruch trifft.

3. Der Keiner-Steinbruch

Der Steinbruch der Firma Alois Keiner war von 1949 bis 1959 in Betrieb. Er stammt noch aus der Zeit des Chausseenbaus um 1780/90. Da die Familie des Steinbruchbesitzers zeitweise hier wohnte, war das gesamte Gelände kultiviert. Sogar ein kleiner Ausflugsbetrieb wurde zwischen 1952 und 1956 eingerichtet. Gerne sind die Kleinbauern bei ihren allsonntäglichen Flurgängen dort eingekehrt. Auffallend ist, wie sich ein Landschaftsbild innerhalb von 60 Jahren verändert. Als im Steinbruch noch gearbeitet wurde, war der Einfluss des Menschen auf die Gestaltung der Landschaft unübersehbar. Heute sehen wir nur noch den bewaldeten Steinbruch (der teilweise als Naturdenkmal wahrgenommen wird) und einige wenige Gebäudereste.

Gleich hinter dem Wald öffnet sich das Bessenbachtal und bietet, je weiter man den Weg entlang geht, einen Rundblick, in dem der Kirchberg von Oberbessenbach dominiert. Am Sandbildstock biegt der Wanderer bergwärts ab und erreicht bei bequemem Aufstieg die Alte Poststraße und das Posthalterskreuz.

4. Posthalterskreuz

Das vielbeschriebene und sagenumwobene Denkmal zieht immer wieder zahlreiche Wanderer magisch an und verleitet zum Innehalten. Wann das Posthalterskreuz errichtet wurde, ist nicht bekannt. Um seine Errichtung rankt sich die Legende eines Zwischenfalls mit einer Postkutsche. Tatsächlich ist der Weg entlang des Höhenrückens östlich von Bessenbach die hochmittelalterliche Verbindung zwischen Frankfurt und Würzburg. Oberbessenbach dürfte, am Rande dieser Straße gelegen, für das Stift St. Peter und Alexander eine wichtige Rolle beim Einfluss auf die Verbindung nach Osten gespielt haben.

Im späten 18. Jahrhundert stiegen die Bedürfnisse des Verkehrs so stark an, dass eine Chaussee gebaut wurde, die auf der heutigen Staatsstraße entlang führt. Von diesem höchsten Punkt des östlichen Bessenbachtales geht es talwärts bis zum Gänskreuz, ein schadhaftes Sandsteinkreuz mit eingemeißelten Zeichen unterhalb des Mainzer Rades.

Von da an geht es jetzt nur noch bergab durch den Wald bis Oberbessenbach. Über die Mühlhohle erreicht man wieder den Kirchberg.

5. Ottilienbrunnen und -kirche

Die Anfänge der Ottilienkirche gehen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Aus dem Jahr 1184 stammt der früheste Nachweis für die Pfarrei Oberbessenbach, deren Patronat das Stift St. Peter und Alexander in Aschaffenburg inne hatte und somit die bestimmende Kraft in Oberbessenbach war. Die Kirche verfügte schon im Hochmittelalter über ein Steinfundament und einen Turm. Im späten Mittelalter wurde der zur Kirche gehörige Ottilienbrunnen Wallfahrtsort für Pilger aus der Umgebung, insbesondere bei Augenleiden. Die Ottilienkirche widerstand mehreren Anläufen zum Abriss und wurde schließlich 1974 völlig restauriert und im Bestand gesichert. Sie ist ein Schmuckstück des spätmittelalterlichen Kirchenbaus in der Kulturlandschaft Spessart.

Download und Führungen

Sämtliche einzelnen Info-Tafeln über den Kulturrundwanderweg Oberbessenbach können Sie sich hier als PDF-Datei herunterladen.

Der Vorsitzende des Heimatbundes Oberbessenbach Franz Bilz bietet als staatlich geprüfter Natur- und Landschaftsführer Führungen zum Kulturrundwanderweg um Oberbessenbach an.

Franz Bilz
Fon: 06095 995442
E-Mail schreiben

Nähere Informationen zum Archäologischen Spessart-Projekt

Das Archäologische Spessart-Projekt arbeitet in Kooperation mit dem Naturpark Bayerischer Spessart und dem Spessartbund an der Erschließung der Europäischen Kulturlandschaft Spessart.

Gemeinsam teilen sie sich die Aufgabe der wissenschaftlichen Erforschung, der Erhaltung des Naturraums als ballungsnahes Erholungsgebiet, der Anlage und Betreuung von Wanderwegen sowie der Vermittlung des Spessarts als Kulturlandschaft. Die Europäische Kulturlandschaft Spessart fördert das historische Selbstverständnis und bringt es Bewohnern wie Besuchern nahe. Abseits der Klischees von Wald, Armut und Räubern erweist sich der Spessart als eine Landschaft, die schon seit der Jungsteinzeit vor fast 8000 Jahren vom Menschen geprägt und geformt wurde. Menschliche Aktivitäten veränderten über die Jahrtausende die Zusammensetzung der Vegetation und haben den Wald immer wieder zurückgedrängt, bis die Armutsperiode zwischen 1750 und 1950 die ereignisreiche Vergangenheit vergessen ließ. Viele Zeugnisse dieser Landschaftsnutzung durch den Menschen haben sich erhalten, die uns erlauben, ihre Entwicklung zu verfolgen.

Im Spessart gibt es ein immer dichter werdendes Netz von Kulturrundwegen, die in der Art deutschlandweit einmalig sind. Karten mit ausführlichen Beschreibungen der bereits bestehenden Kulturrundwege gibt es beim Archäologischen Spessart-Projekt.